Sonntag, 5. Februar 2017

Liebe verletzt [Kurzrezension]

Sosehr ich mich auch anstrengte, unsichtbar zu bleiben, ich konnte ihr nicht entkommen, und ihre Wut war verheerend.'' 



Autor: Rebecca Donovan | Preis: 9,99€ | Seitenanzahl: 542 | Verlag: Fischer | ISBN-10: 3733500318 | ISBN-13: 978-3733500313 | Teil einer Reihe?: Ja, Band 1 | Möchte ich haben!
 


Liebe ist langmütig. Liebe ist geduldig. Aber Liebe ist nicht blind... 

und deswegen kann Evan nicht ewig zusehen, wie Emma leidet. Genau das aber macht ihn so gefährlich - wenn er die Striemen auf ihrem Rücken entdeckt und die Brandwunden auf ihren Armen. Wenn er herausfindet, dass sie brutal misshandelt wird, wird er sie befreien wollen aus dieser Hölle auf ErRden. 
Und weil Emma das spürt, stößt sie Evan von sich. Den Menschen, dessen Liebe sie heilen könnte. Den Menschen, den sie am meisten begehrt. Weil diese Liebe sie das Leben kosten kann ...



Seit ihr Vater tot und ihre Mutter krank ist, lebt Emily, genannt Emma, bei ihrem Onkel und ihrer Tante Carol. Letztere hasst die Sechzehnjährige allerdings zutiefst und lässt Emma diesen Hass anhand von psychischer und physischer Gewalt spüren. Emma verbirgt ihr Geheimnis vor der Außenwelt um Carols Kinder zu schützen, die von ihrer Mutter geliebt werden und erarbeitet stattdessen zusammen mit ihrer besten Freundin Sara einen Plan, der ihr helfen soll die Zeit bis zum Collage irgendwie zu überstehen. Doch dann kommt Evan in die Stadt und bringt ihren Plan vollkommen durcheinander. 


Bereits in den ersten Seiten kann man sie bedrückende Stimmung, als Resultat des ernsten Themas, deutlich spüren. Unter anderem liegt das auch an dem heuchlerischen Charakter von Emmas Tante Carol. Immer wieder geht sie gewaltsam auf Emma los und scheint dafür noch nicht mal einen richtigen Grund zu haben, was mich das ganze Buch über etwas gestört hat. Ich konnte ihre vollkommen unerklärliche Abneigung gegenüber Emma einfach nicht nachvollziehen und habe ständig gehofft, dass endlich Licht ins Dunkel gebracht wird, sodass man vielleicht auch Carols Perspektive (in sehr geringen Maßen) zu verstehen beginnen könnte. Aber nichts da – ihre brutalen Attacken blieben leider grundlos. 

Emma ist eine starke Protagonistin, doch die jahrelangen Misshandlungen haben ihr stark zugesetzt. So hat sie starke Vertrauensprobleme und immer wieder Panikattacken, welche ihr das Leben zusätzlich erschweren. Auch wenn es mich immer wieder entsetzt hat, was ihr, vor allem durch Carols Hand, zustößt, konnte ich Emmas Handlungen diesbezüglich verstehen. Natürlich stellt sie ihre eigenen Bedürfnisse automatisch zurück und fürchtet sich vor den möglichen Konsequenzen; sie ist labil und würde das glückliche Leben von Carols Kindern außerdem nie gefährden. 
Andere Handlungen hingegen haben mich immer wieder überrascht. Sobald Emma ihr „zu Hause“ verlässt, konzentriert sie sich vollkommen auf ihr Schulleben, zu dem normale Teenager-Probleme und auch jede Menge außerschulische Aktivitäten gehören, welche ziemlich ausführlich beschrieben werden, sodass es sich stellenweise wie ein ganz normaler High-School-Roman liest. 
Gemeinsam mit Sara unternimmt sie Ausflüge zu wilden Partys – und auch wenn die Angst vor Carol ständig im Hintergrund schwebt, driftet es stellenweise weit vom eigentlichen Thema ab, weshalb sich die Seiten auch immer mal wieder etwas ziehen. 
Auch, wenn es vielleicht merkwürdig klingt, aber ich hätte mir stattdessen einen größeren Bezug auf Emmas Misshandlung gewünscht. Nicht unbedingt auf detaillierte Beschreibungen von Carols Gewaltausbrüchen, sondern mehr, wie Emma damit umgeht, wie sehr es ihr schadet und wie sehr sie doch eigentlich kämpfen muss. Es hätte mich einfach mehr interessiert als eine seitenlange Niederschrift von Gerüchten, wer schon mit wem im Bett gewesen sein soll. 

Einen weiteren großen Storyteil nimmt natürlich Emmas Beziehung zu Evan ein. Letzterer ist ein wirklich toller Charakter, welchen ich sofort ins Herz geschlossen habe, auch wenn er nicht außergewöhnlich herausstechend ist. Und auch wenn die Geschichte der beiden, für meinen Geschmack, stellenweise einen kitschigen Touch bekommt und vorhersehbar wirkt, stellen sich ihr auch immer wieder Hürden und plötzliche Wendungen in den Weg. Da sich alles sehr langsam entwickelt, was vor allem an Emma liegt, zieht es sich zwar ein bisschen, wirkt aber realistischer, schließlich braucht Emma nicht unbedingt einen festen Freund, sondern eine Stütze, damit sie nicht vollkommen allein ist.
 
„Liebe verletzt“ ist ein Roman mit einer sehr interessanten und ernsten Grundthematik, die jedoch zu oft in den Hintergrund gerückt ist und von einer normalen Highschool-Geschichte mit einigen Längen ersetzt wurde. Stellenweise konnte ich Handlungen und Beweggründe der Protagonisten nur schwer nachvollziehen, was die zarte Liebesgeschichte und die Stärke der Hauptprotagonistin Emma aber wieder auszugleichen wussten.


Ich vergebe 3 von 5 Bücherwürmer.



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